Funde aus der Römerzeit bei Neidenbach
Die meisten Spuren römischer Siedlungen finden sich im
Distrikt ,,Pafericht" und nördlich davon bis an die Nordgrenze der Gemarkung. In den
Jahren um 1870 hat man nicht weniger als sechs Einzelgebäude zu beiden Seiten des
Talgrundes feststellen können. Der wichtigste Fund ist jedoch das Altärchen, das Apollo
geweiht war. Im Jahre 1825 fand man es in den Trümmern eines Apollotempels. Die
Inschrift: DEO APOLLINI INEICUS IASSI. Eine planmäßige Nachforschung ist leider
unterblieben. Etwa 300 Meter ostwärts vom Nickelshof wurde ein größeres römisches
Gräberfeld entdeckt. Das alles dürfte Beweis sein, ,,daß im Neuheilenbacher Tal vom
Uscher Weg ab, his zum Dorf Neuheilenbach eine römische Siedlung bestanden hat..
Der im Volksmund ,,Tempelberg" genannte Distrikt geht wohl ohne Zweifel ebenfalls auf
die Römerzeit zurück. Um 1920 war ein mächtiger Steinhaufen letzter Zeuge des ehemals
hier bestandenen Bauwerks. Säulenreste ließen die Vermutung zu, das hier ein Tempel
gestanden habe. Das muß nicht sein. Es ist bekannt, daß die Römer auch ihre aufwendigen
Landsitze reich mit Säulen ausgestattet hatten. Kurz nach 1900 wurde eine aus behauenen
Sandsteinen bestehende Treppe mit vier Stufen freigelegt, indes wieder zugeschüttet.
Der frühere Gemeindevorsteher von Neidenbach, Philipp Meyers, fand im Jahre 1875 westlich
des Ortes an der Römerstraße den Grenzstein mit der Inschrift: FINIS PAGI CARUCUM (Ende
des Carosgaues). Durch einen zweiten, im Distrikt ,,Pafericht" gefundenen Grenzstein
läßt sich die Grenze des Bidgaues hier ziemlich sicher festlegen. Demnach verlief sie
so, daß der nördliche Teil der Gemarkung Neidenbach im Carosgau, der südliche im Bidgau
lag.
1925 wurde durch den Lehrer Schawe ein Begräbnisplatz im Distrikt Grabenbusch freigelegt.
Nach Abheben der Deckplatte des Steinsarges von 55 cm Breite und 75 cm Länge bei 10 cm
Dicke kam ,,ein rechteckiger Steinkasten zum Vorschein, gebildet aus drei aufrecht
stehenden Steinplatten. Die vierte war bereits abgestürzt. Diese Platten waren zugehauen,
so das ein abge- schlossener Kasten von 75 cm Länge entstand. Die Richtung des Grabes war
von Südwesten nach Nordosten. Es bestand aus zwei Hälften. Die nordwestliche Hälfte
enthielt die Beigaben, und zwar eine große und eine kleine rote Schale mit Ornamenten,
sehr gut erhalten und in sorgfältiger Ausführung. Die größere ist eine Seltenheit
bezüglich der Ornamentierung. Ferner enthielt das Grab eine Urne mit Deckel, einen
größeren und einen kleineren Krug, ein Öllämpchen und ein im Feuer geschmolzenes
Fläschchen. Alles war gut erhalten, aber ohne Inhalt. Sie standen auf einer Steinplatte,
die aber nur in der einen Hälfte des Grabes den Boden bildete. Die andere Hälfte war mit
verbrannten Knochenresten angefüllt, und mitten unter diesen lag ein kinderhand- großer
Spindelstein. Es war also ein Frauengrab. In unmittelbarer Nähe lagen zwei weitere
Gräber. Sämtliche Grabstellen werden nach Ansicht des Landesmuseums Trier dem 1. und 2.
nachchristlichen Jahrhundert zugeordnet. Bereits im Jahre 1890 wurde ein weiteres
Gräberfeld etwa 700 Meter südwestlich "In der Sang" festgestellt. Es lag
beiderseits des Weges, der in den großen Steinbruch führt. Weitere Gräberfunde sind im
Distrikt "Hasselt" gemacht worden.
Quellenverzeichnis: Karl Becker, Das
Kyllburger Land, 1977
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