Neidenbach im 18. Jahrhundert
Bewohner von Neidenbach 1719
nach dem ,,Schatzungs Heeb Register Ambts Kilburg" (LHA
Koblenz 1 C, 14913 ff.):
Johann Becker, Nikolaus Hermes, Hubert Elßen,
Peter Driesch, Peter Kremer, Matheis Fiedeler, Nikolaus Grein/Grön, Peter Niessen, Carl
Kürten, Hubert Fessem, Gerhard Zimmer
Die kurtrierischen Untertanen Christoffel Niesen, Barthel
Gerten und Leonhard Zimmer beantworten die Fragen des Amtes über Neidenbach. Ihre
Gemeinde sei halb trierisch und halb spanisch (luxemburgisch), "und wären trierisch
seit vorhin wie jetzt alle Zeit acht gewesen". Die von ihnen bewirtschafteten
Ländereien seien Schafftgüter, die sich nicht teilen ließen. Im übrigen wäre die
Weide für das vorhandene Vieh und ihr Wald für ihr Bau- und Brandholz ausreichend. In
den letzten zehn Jahren (1766-1776) hätte die Gemeinde tausend Klafter Holz verkauft. Von
kurtrierischer Seite sei an die Spanischen die Hälfte der Unkosten gezahlt worden,
nämlich für den Gonsens (Zustimmung) je hundert Klafter Holz ein Garolin, wegen der
Besichtigung der Waldungen und als Schreiberlohn drei Garolinen sowie den zehnten Pfennig
von dem Holzerlös. Einen Teil der Einnahmen wollten sie zum Bau des Pfarrhauses, einen
anderen Teil zum Abtrag von 175 Reichstaler aufgenommenen Kapitals verwenden.
Bau der Kirche Neidenbach 1778
Der Kirchbau in Neidenbach wirft besondere Probleme auf, da
die Pfarrei zu zwei verschiedenen Landesherren zählt: teils zum Amt Kyllburg im
Kurfürstentum Trier und teils zur Herrschaft Malberg im Herzogtum Luxemburg.
In einem Gesuch an den Kurfürsten bitten die trierischen Untertanen darum, von der Fronde
befreit zu bleiben, die sie verpflichtet, Baumaterial 10 bis 12 und mehr Stunden weit mit
ihrem Fuhrwerk anzufahren. Die Kirche liege ,,auf luxemburgischen Territorio"
(Gebiet).
,,Neidenbach zählet 18 Einwohner (Haushalte), wovon 10 luxemburgisch und 8 trierisch
sind. Diese, und das hiervon eine Stund entlegene Dorf Usch, der Hoff Bruderholz und zwei
Einwohner des luxemburgischen Orts Malbergweich machen unsere ganze Pfarr aus. Ein
zeitlicher Pastor zu Neidenbach zahlet seine Schatzung (Steuern) ins Luxemburgische; wird
auch bei Antritt der Pfarrey von dem luxemburgischen Landdechanten des Landkapitels
Bittburg eingesetzt und wenn er gestorben, von einem solchen begraben.
Ein zeitlicher Pastor zu Neidenbach frequentiert (besucht) das drei Stunden abgelegene
Landkapitel Bittburg, nimmt da den Krisam und gehet das ihm nahe gelegene Kyllburg vorbey;
störet sich an keine geistliche Verordnungen als an jene, so sie ihm von Luxemburg
zugeschickt werden, die er dann gleich anderen luxemburgischen Pfarrern von der Kanzel
bekanntmachet. - Das Ewige Gebeth welches doch in allen kurtrierischen Pfarreyen gehalten
wird, wird zu Neidenbach unterlassen; die Jugend daselbst nach einem luxemburgischen
Katechismus unterwiesen."
Es war seit alters her Brauch, daß der sogenannte Zehnte, der an den Zehntherrn zu
liefern war, diesen verpflichtete, den Chor bzw. das Schiff der Kirche in baulich gutem
Zustand zu halten oder gegebenenfalls neu zu errichten. Dessen erinnerten sich die
Pfarrgenossen von Neidenbach, als sie in ihrer Bittschrift an den Kurfürsten darauf
hinweisen: ,,Zwar pflegen die Decimatoren (Zehntherren) einzuwenden, daß die an derlei
Gebäuden aufgehenden Kösten, den Ertrag des Zehnten manchmal überwögen"; um auch
diesem Einwand zu begegnen, hat man in der Note den Ertrag des Zehnten zu Neidenbach und
Usch von den drei letzten Jahren ,,beigebogen".
,,Zu Usch beziehet der Decimator (Zehntherr), die Abtei zu St. Thomas an der Kyll, von
allen Früchten statt der zehnten, die fünfte Garbe; nebst dem in beyden Orten den sehr
beträchtlichen Grundbiren und Flachszehnten; bey Holtzverkäufen den zehnten Pfennig;
ferner beym Absterben eines jedes Hausmanns (Vaters) eine der besten Kühe; sonstige
Früchten- und Eierlieferungen samt den beschwersamen Moselfahrten." Sie weisen
weiter darauf hin, daß die Pfarrkirche, die doch nahezu 500 Jahre bestanden hat, nur
wenige Reparaturen erfordert habe, ,,der daran stehende prächtige Kirchthurm aber die
armen Pfarrgenossen vieles gekostet". Es war üblich, daß die Pfarrgenossen den Turm
zu unterhalten hatten, während die Zehntherren Chor und Schiff bauen und gegebenenfalls
reparieren mußten.
Grundriß der Pfarrkirche
Neidenbach von 1778
Der Turm ist noch von der im Visitationsprotokoll von 1570
genannten Kirche. Er erhielt 1725 ein neues Portal. 1966 wurde der Turm stabilisiert.
Das Schiff wurde 1778 vom Kloster St. Thomas erbaut. Die
Kirche ist ein einschiffiger Bruchstein- bau mit Westturm, im Lichten 16,45 m lang und
8,35 m breit.
In einem weiteren Schreiben an den Kurfürsten September
1788 bitten die Pfarrgenossen um Freistellung von den Kosten und Fronden für den Bau von
Scheune und Stallung am Pfarrhaus. Sie weisen auf eine gleichgelagerte Situation hin:
,,Die Gemeinde Binsfeld, Landscheid und Consorten hatten im Jahre 1782 in Betreff des
Pfarrhauses und Stallung bey der Pfarrey Gransdorf einen ähnlichen Fall; als
kurtrierische Unterthanen wandten sich dieselben an den Provinzialrath zu Luxemburg,
erhielten hiervon ein Advis, welches sie von den angesonnenen Zudringlichkeiten
freysprach."
Der Kurfürst kommt zu dem Ergebnis, daß die Anfuhr von Baumaterial über eine Zeit von
12 bis 14 Stunden unzumutbar sei. Die Abtei St. Maximin, die eine große Anzahl Kirchen in
der Vergangenheit gebaut habe, habe die Anfuhr von Baumaterial immer nur auf eine
Entfernung von etwa zwei Wegstunden begrenzt. Bis dorthin habe sie das Baumaterial bringen
lassen. Die österreichische Kaiserin Maria Theresia habe ,,ihre luxemburgischen
Untertanen nicht nur von allen Kirchenfrohnden ohne Unterschied, sondern sogar auch von
der Verbindlichkeit, die Schul- und Pfarrhäuser zu bauen durch eine besondere Verordnung
ganz entledigt". Nach alledem, so meint der Kurfürst, ,,möchte alsdann aber nix
anderes mehr übrig bleiben, als die trierische Unterthanen von den Baulasten ebenso frey
zu erklären".
Quellenverzeichnis: Karl Becker, Das Kyllburger Land, 1977
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