Geschichte der Feuerwehrkapelle
AUSZÜGE AUS 60 JAHREN CHRONIK
Die Gründung der Feuerwehrkapelle Neidenbach, die 1930 ihren ersten großen Auftritt als
selbständige Feuerwehrkapelle hatte, ist einer Gruppe musikbegeisterter Männer aus der
damaligen Feuerwehr zu verdanken. Uber die Gründung selbst ist in der Chronik lediglich
vermerkt: "IM FEBRUAR 1928 BESCHAFFTE SICH DIE FEUERWEHR MUSIKINSTRUMENTE INSGESAMT
10 BLAS- INSTRUMENTE. DIESES BLASORCHESTER SOLL NICHT NUR DER WEHR DIENEN SONDERN SEINE
KRAFT IN DEN DIENST JEDER GUTEN SACHE STELLEN. AM WEISSEN SONNTAG, DEM KOMMUNIONTAGE DER
KINDER, KONNTE ES ZUM ERSTENMALE SEINE KUNST ÖFFENTLICH ZEIGEN. DIE GELDMITTEL ZUR
BESCHAFFUNG DER INSTRUMENTE ENTNAHM DIE FEUERWEHR DEN ERTRÄGNISSEN AUS DEN THEATERABENDEN
DIE SIE IM LAUFE DES WINTERS VERANSTALTETE." Ganz so einfach, wie es sich in der
Chronik liest, war es sicherlich nicht. Die Tatsache, daß man bereits kurz nach Gründung
in der Prozession spielen konnte, war darauf zurückzuführen, daß viele Mitglieder
bereits über musikalische Kenntnisse verfügten. Ferner besaßen mehrere Mitspieler
bereits eigene Instrumente, so daß man nur 10 Blasinstrumente beschaffen mußte und mit
rund 1800,- RM auskam.
Die Gründungsmitglieder der Feuerwehrkapelle waren:
Peter Warnicke (Dirigent)
Peter Dahm (Klarinette)
Johann Faber (Trompete)
Adam Leisen (Klarinette)
Peter Mereien (Baß)
Jakob Mertes (Trommel)
Nikolaus Metzen (Trompete)
Alois Müller (Tenorhorn)
Jakob Strauch (Tenorhorn)
Adam Theis (Trompete)
Anton Thielen (Trompete)
Josef Thielen (Tenorhorn)
Franz Weber (Klarinette)
Matthias Weber (Tenorhorn)
Christoph Winter (Trompete)
Peter Warnicke, der erste Dirigent, war damals Lehrer in Neidenbach und führte die
musikalische Grundausbildung der Musiker durch. Die Ausbildung an den einzelnen
Instrumenten übernahm Adam Theis aus Malbergweich, der auch in der Kapelle Trompete
spielte. Von den Gründungsmitgliedern leben heute (1990) noch Peter Dahm (geboren am 26.
Mai 1904), Adam Leisen (geboren am 23. November 1907) und Franz Weber (geboren am 3. Juni
1909).
Im Jahre 1930 wurde die weitere Ausstattung der Kapelle durch den Erlös aus einem großen
Schützenfest und mit einem Zuschuß der Gemeinde finanziert. Es folgten zahllose
Auftritte in den dreissiger Jahren. Kein Jubiläum, keine Fronleichnamsprozession und
keine Kirmes an Peter und Paul fanden statt, ohne daß die Feuerwehrkapelle den
Veranstaltungen durch ihre Mitwirkung den gebührenden festlichen Rahmen verlieh.
Der zweiten Weltkrieg brachte den Zusammenbruch auch für die Feuerwehrkapelle. Erst 1949
wurde einer neuer Anfang gemacht. Spontan hatten sich einige Musiker zusammengefunden und
in der Fronleichnamsprozession gespielt. Nach und nach vergrößerte sich diese Gruppe,
und man versammelte sich gelegentlich ganz zwanglos zum gemeinsamen Musizieren.
Instrumente und Noten, die den Krieg überdauert hatten, wurden zusammengesucht, und ab
Oktober 1949 gab es sie wieder, die Feuerwehrkapelle Neidenbach.
Neuer Dirigent wurde der Neuheilenbacher Lehrer Kanngießer, der sich sehr für den
Wiederaufbau der Kapelle einsetzte. Neue Instrumente wurden beschafft, denn die alten
Instrumente waren immer reparaturanfälliger geworden und unzählige Male in der Schmiede
bei Adam Theis gelötet und notdürftig repariert worden. Auch neue Noten wurden
gebraucht: die alten Noten bestanden oft nur noch aus Papierfetzen. 1952 zählte die
Feuerwehrkapelle bereits wieder zwölf Musiker.
Von 1952 bis 1973 übernahm Matthias Müller die Leitung der Kapelle. Er hatte bereits
seit 1932 als Klarinettist mitgespielt, und auch nach Ende seiner Stabführung war er
wieder an der Klarinette aktiv, bis 1984. 53 Jahre(!) hatte er die Geschicke der Kapelle
miterlebt und mitgeleitet. Für eineinhalb Jahre war dann Georg Strauch Dirigent, und von
1974 bis 1988 stand die Kapelle unter der Leitung von Manfred Hansen, der vorher bereits
viele Jahre lang Bariton gespielt hatte.
Die 70'er Jahre waren vielerorts eine schwere Zeit für die Musikvereine, mit der
Ausbreitung von Rundfunk und Fernsehen ließen sowohl die Zahl der Aktiven als auch die
Zahl der Zuhörer nach. Seit 1974 wurden daher auch weibliche Mitglieder in den Verein
aufgenommen, beim 50-jährigen Stiftungsfest 1980 waren 27 Musiker und Musikerinnen aktiv
mit dabei. Nach 1980 nahm die Zahl der Mitglieder wiederum stark ab, die Zahl halbierte
sich fast. Daraufhin wurde 1982 die Ausbildung des Nachwuchses intensiviert, um jedem
Anfänger eine solides Wissen in Theorie und Praxis zu vermitteln. Die hierfür
notwendigen Musikinstrumente wurden zunächst angemietet und später erworben. Zuschüsse
von Kreis und Gemeinde wurden großzügig gewährt, um die Erhaltung der Kapelle zu
unterstützen.
Die Bemühungen hatten Erfolg, 1985 waren wieder 26 Mitglieder im Verein. Die Anfänger
von 1982 stellen heute ein Drittel der Mitglieder und bilden damit den Kern der jetzigen
Feuerwehrkapelle.
Seit Jahrzehnten hatten die Proben der Kapelle freitags im Saal der Neidenbacher
Grundschule stattgefunden. Im Sommer 1988 wurde der Saal umgebaut und stand daher nicht
mehr zur Verfügung. Wiederum hatten die Neidenbacher ein offenes Ohr für die Probleme
der Feuerwehrkapelle:
Der Gemeinderat stimmte der Erweiterung des Gemeindehauses um einen Saal ausreichender
Größe zu. Im gleichen Jahr wurde noch mit dieser Erweiterung begonnen, wobei
insbesondere die Mitglieder der Feuerwehr viele Arbeitsstunden leisteten. Auch aus
Neuheilenbach kam Hilfe: Bis zur Fertigstellung konnte die Kapelle ihre Proben im
Neuheilenbacher Gemeindesaal durchführen. Im April 1990 endlich wurde der neue
Bürgersaal, der allen Neidenbachern zu Gute kommt, feierlich eingewiehen.
Seit 1988 leitet Norbert Müller die Feuerwehrkapelle. Sie besteht zur Zeit (1990) aus 27
Aktiven. Hinzu kommen noch 8 Jungen und Mädchen, die bereits ausgebildet werden oder
deren Ausbildung in Kürze beginnt.
Ihr 60-jähriges Jubiläum begeht die Feuerwehrkapelle mit einer guten Besetzung und einem
guten Ausbildungsstand. Sie hat allen Grund, hoffnungsvoll der Zukunft entgegenzublicken.
Auch künftig wird sie sich ihrer Aufgabe stellen können: die Volksmusik zu erhalten, zu
pflegen und zu fördern.
Bilder
Feuerwehr und
Feuerwehrkapelle im Jahre 1955
Feuerwehr und
Feuerwehrkapelle im Jahre 1965
Feuerwehrkapelle
im Jahre 1970
Feuerwehr und
Feuerwehrkapelle im Jahre 1978
Feuerwehrkapelle
im Jahre 1990
Historische Ton-Dokumente aus einer Probe im
Jahre 1977 unter Dirigent Manfred Hansen
Die Schwarze Barbara -
MP3 (1,0 MB)
Rucki Zucki - MP3 (0,85 MB)
Tiroler
Holzhackerbuam - MP3 (2,1 MB)
Walzer - MP3 (1,0 MB)
Humbta Tätärä - MP3 (0,65 MB)
Quellenverzeichnis: Festschrift 60 Jahre Feuerwehrkapelle
Neidenbach, August 1990
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