Vor 75 Jahren - ein paar Jahre nach dem 1. Weltkrieg - regte
sich der Wunsch nach der Gründung eines Sportvereins, der die sportlichen Betätigungen
der Jugend der damaligen Zeit koordinieren und Vergleichswettkämpfe mit anderen
Sportvereinen ermöglichen sollte.
Auf Initiative von Martin Schmittberger und mit wohlwollender Unterstützung von Pastor
Manderscheid und Lehrer Ginzig schloß man sich 1924 dem Dachverband der Deutschen
Jugendkraft an: Die DJK Neidenbach war geboren.
In der damaligen Zeit war Fußball noch
kaum anerkannt. Leichtathletik und Faustball standen in der Gunst der Jugend vornean.
Gegen den Widerstand großer Teile der Bevölkerung wurde 1929 Fußball als Sportart ins
Vereinsprogramm aufgenommen und man spielte in der 1. Kreisklasse.
Da geeignete Sportstätten noch weitgehend fehlten, waren Mittel- und Langstreckenläufe
sowie Diskuswurf und Kugelstoßen bevorzugte Disziplinen, in denen man recht erfolgreich
war und neben zahlreichen Kreismeisterschaften auch einige Bezirksmeisterschaften erringen
konnte. Besonders erwähnt seien die damaligen Bezirksmeister: 1928 war es Matthias
Müller I, der im 3000 m-Lauf den Meister machte. Besonders erfolgreich war das Jahr 1933.
Hier stellte man 3 Bezirksmeister: Peter Kreutz im Diskuswurf (der heute 94 Jahre jung
ist), Johann Kreutz im 1500 m-Lauf und Nikolaus Metz im 400 m-Lauf. Weitere Bezirksmeister
wurden Johann Müller im 3000-m-Lauf (1935), Nikolaus Müller, Martin Thielen, Fritz Pax
in der 3x1000 m-Staffel und der Jugendliche Moritz Dahm im 2000-m-Lauf. Alles in allem
Erfolge, die sich sehen lassen konnten und die den Verein über die Grenzen der engeren
Heimat populär machten.

Die DJK Neidenbach, obwohl erfolgreich, wurde aber 1934 aufgelöst.Gleichzeitig entstand
ein neuer Verein: Rot - Weiß
Neidenbach. Nun stand das Fußballspielen im Vordergrund. Die sportlichen Aktivitäten
dieser Jahre waren durchaus erfolgreich, wurden jedoch durch die Wirren des 2. Weltkrieges
stark reduziert, zeitweilig ganz eingestellt. Erst 1947 wurde der Spielbetrieb wieder
aufgenommen. Das Sportgelände "Auf Berscheid" wurde mit ausschließlicher
Beteiligung der Mitglieder aufgebaut und man schloß sich dem Sportbund Rheinland an.
Leider mußte man 1952 aus finanziellen Gründen den Sportbetrieb einstellen. 1953 aber
schon ging es mit neuem Namen und frischem Mut weiter. Der Verein für Leibesübungen -VfL
Neidenbach- wurde gegründet, der nunmehr bereits 46 Jahre lang besteht.
Die Initiatoren waren Metz N., Servaes H., Fuchsen N., Emontspohl W.
Am 8. Mai1953 fand die Gründungsversammlung im Gasthaus Mereien statt. Hier ein Auszug
aus dem damaligen Protokoll:
Die Gründungsversammlung "stand unter der Leitung von Servaes Hermann, welcher es
verstand, durch seine Worte den alten Sportgeist in unseren Sportfreunden wieder
wachzurufen und vor allem die Jugend für sich zu gewinnen. Nach seiner Eröffnungsrede
fand unter reger Anteilnahme aller Anwesenden die Wahl des Vorstandes statt.
Hierbei wurde
zum 1. Vorsitzenden Metz Nikolaus einstimmig gewählt. 2. Vorsitzender wurde Born
Heinrich. In den Vorstand wurden ferner gewählt: 1. Kreutz Alfons, 2. Schmitt Johann und
3. Kreutz Johann. Schriftführer und Rechnungsprüfer wurde Metz Alfred. Zum Kassenwart
wurde gewählt: Mereien Egon. Als Jugendwart nimmt sich der Jugend an: Servaes Hermann.
Die Versammlung verlief in echter Sportskameradschaft und es läßt sich daraus ersehen,
daß das Interesse an der Neugründung des Sportvereins groß ist. An die Jugend
appelliere ich hierdurch, daß besonders sie immer den rechten Kameradschaftsgeist
aufweisen und ihren Jugendwart Sportkamerad Servaes in jeder Weise unterstützen. Denn nur
so ist es gewiß, daß unsere Jugend zu echten Sportlern heranreift und Neidenbach in
jeder Hinsicht würdig vertreten wird.
Mit sportlichem Gruß
1. Vorsitzender, gez. N. Metz" (Zitat Ende)
Aus diesem ersten Dokument läßt sich in etwa die Begeisterung der Sportfreunde ermessen
die dem neugegründeten Verein entgegenschlug. Mit vollem Elan ging man nun zu Werke.
Schon am 10. Mai stellte man den Genehmigungsantrag an den Fußballverband Rheinland. Am
selben Tag traf auch schon die erste Einladung aus Malberg ein, die den "Verein für
Leibesübungen (VfL) Neidenbach 1953" - so war der Verein getauft worden - zur
Teilnahme am Sportfest des BSC Malberg einlud. Am 14. Mai 1953 fand auch schon das erste
Jugendfreundschaftsspiel zwischen Neidenbach und Malbergweich statt.
Hier die Aufstellung des damaligen Spieles:
Pax M.
Leisen J. Berg 0.
Thielen J. Steffes E. Pax W.
Faber J. Metz A. Reiter H. Emontspohl W. Schneider G.
Ersatz: Leisen N., Elsen J., Weber J., Mistrali G.
Wie sehr man damals fehlende finanzielle Mittel durch Einsatzbereitschaft und Idealismus
ersetzen mußte, sei durch zwei Tatsachen verdeutlicht:
In einem Aushang des Vorstandes konnte man damals folgendes lesen: Da sich unser
Sportplatz in einem sehr bedauerlichen Zustand befindet, werden alle aktiven Sportler
gebeten mit dem nötigen Werkzeug auf dem Sportplatz zu erscheinen.

Erstes
Sportfest im Kreis Bitburg, Neidenbach 1950
Rot-Weiß Neidenbach (rechts)
Steffes E., RinkenB., Mereien A., Bielan P., Kreutz T., Servaes H., Bielan K., Mereien H.,
Schmitz H., Mattes T., Schiedsrichter: Pax J.
Was man damals als Sportplatz bezeichnete,
können diejenigen beurteilen, die auf dem sumpfigen Waldgelände "Auf
Berscheid" ihre Fußballkunst ausüben mußten. Daß es auf solchem Gelände erst
harte Arbeit zu verrichten gab, kann man sich vorstellen. Die finanziellen Möglichkeiten
der damaligen Zeit beleuchtet ein Zusatz auf der o.a. Aufstellung der Jugendmannschaft.
Dort heißt es: "Diejenigen Spieler, die nicht im Besitze von Sportkleidung sind,
können sich diese beim 1. Vorsitzenden abholen. An Sportkleidung und Schuhen sind
vorhanden:
7 Paar Schuhe
9 Trikots
3 Hosen
4 Paar Stutzen
1 Paar Schienbeinschoner"
In welcher Kleidung und vor allem welchem Schuhwerk die aktiven Spieler damals antraten,
kann man sich so lebhaft vorstellen. Dies mag auch eine Zeitungsnotiz von 1955
verdeutlichen, die das Auftreten der C-Jugendmannschaft mit einem Schwarm bunter
Schmetterlinge vergleicht.
Dies alles konte der Fußballbegeisterung der damaligen Zeit keinen Abbruch tun. Im
Gegenteil:
Schon im Gründungsjahr konnte man auf die stattliche Aktivenzahl von 16 A-Jugend- und 47
Seniorenspielern verweisen. Und wenn das Geld knapp war, so mußte man es sich eben
verschaffen. Wie das tun? Zur damaligen Zeit bot sich das Theaterspiel an. - Schon vor dem
Krieg war das die Haupteinnahmequelle -. Damit konnte man alt und jung begeistern. Also
ging man daran, etwas für die Kasse zu tun und übte Theaterspiele ein. Die Aktiven waren
begeistert und arbeiteten bereitwilligst mit. So kam am 7. und 14. Februar 1954 das
Theaterstück ,,Der Gottesfrevler" zur Aufführung. Die Begeisterung war groß. Waren
die Einnahmen auch bescheiden (man mußte u. a. auch eine "Lustbarkeitssteuer" -
15 % - bezahlen), so waren sie doch dazu angetan, verschiedene Lächer in der Kasse zu
stopfen, zumal das Stück auch in anderen Orten, (Bickendorf, Fließem) aufgeführt wurde.
Auch im sportlichen Bereich ging es aufwärts. Schon an Pfingsten 1953 führte man das
erste Sportfest durch - mit vollem Erfolg.

Die 1. Mannschaft wurde zur Spielrunde 53/54
angemeldet und spielte damals in der B-Klasse. Hier die Mannschaftsmeldung: Mereien
Albert, Servaes Hermann, Gabler Michel, Gabler Johann, Bielan Paul, Eisen Wilhelm, Faber
Josef, Emontspohl Wilhelm, Leisen Norbert, Klankert Johann, Schmitz Gerhard.
Ersatzspieler: Rings Gisbert, Hort Paul, Feltes Helmut, Feltes Leo, Thielen Arthur, Rings
Heinrich, Schlöder Nikolaus.
Der Spielbetrieb wurde zwar nach Terminlisten durchgeführt, doch konnte es ohne weiteres
vorkommen, daß Spiele wegen einer Wallfahrt nach Banneux oder wenn der 1. FC
Kaiserslautern in Trier spielte, verlegt wurden.
1954 und 1955 spielte man ebenfalls in der B-Klasse, Staffel II (es gab schon drei
Staffeln). Nachdem man sich so schon einen Namen gemacht hatte, bemühte man sich in der
Folgezeit um die Neuanlegung eines Sportplatzes. 1955 wurden Zuschußanträge noch
abgelehnt, doch schon 1956 hatte man Erfolg. Nach vielen Schwierigkeiten konnte so der
neue Sportplatz schließlich am 26. Juli 1959 eingeweiht werden.
Die Mitgliederzahlen wuchsen ständig, neben der 1. Mannschaft spielten eine A- und
C-Jugend.
1964 wurde das 40jährige Stiftungsfest gefeiert - vor 40
Jahren war bereits der erste Neidenbacher Sportverein gegründet worden -.
Erste Kontakte zum Hülser FC und zu Rheinland 06 Essen machten den Verein über die
Grenzen der engeren Heimat hinaus bekannt und begründeten neue Freundschaften. 1967
erlebte man den bisherigen Höhepunkt, als die 1. Mannschaft Meister der A-Klasse Eifel
wurde und sich für den Aufstieg in die Bezirksliga qualifizierte.

Ehrung verdienter Mitglieder des Neidenbacher Sportvereins anläßlich des
40-jährigen Stiftungsfestes 1964
Der Sportplatz war nun zu klein und man mußte
erweitern. Es wurde ein hartes Stück Arbeit und es verschlang eine Menge Geld, doch das
Werk wurde 1969 vollendet.
1971 beschloß man den Bau eines Eingangstores am Sportplatz. Inzwischen bemühte man sich
auch um Geldquellen, die außerhalb des sportlichen Bereiches lagen. So wurden Preiskegeln
und später auch Preismaskenbälle veranstaltet. Der Plan zur Erstellung einer
Flutlichtanlage für den Sportplatz reifte immer mehr. Es wurden nun auch Sommerfeste
durchgeführt, deren Erlös unter Mitwirkung fast der ganzen Ortsgemeinde für die
Flutlichtanlage bereitgestellt wurden. 1975 konnte man so für das Sommerfest ein
umfangreiches Programm aufstellen:

Das Fest wurde ein voller Erfolg. Fast alle
Neidenbacher waren auf den Beinen und verfolgten die Turnierspiele. Das Engagement aller
wurde so für den Sportverein zu einem finanziellen Meilenstein auf dem Weg zur geplanten
Flutlichtanlage. Das Aufstellen eines Bierzeltes zur Kirmes tat ein übriges. Das
"kühle Naß" fand regen Zuspruch bei den "Freunden des
Gerstensaftes", Reingewinn war ein weiterer Mast für die Flutlichtanlage.
Mit einem Kostenaufwand von ca. 13 000,- DM wurde dann 1976 die Flutlichtanlage
Wirklichkeit.Im selben Jahr erhielt der Verein
"Zuwachs" durch zwei Thekenmannschaften, und zwar der "Stammtisch von 11-12
Mereien" und "Peppis TM", deren Stammlokal das Gasthaus Roths/Croy war. Ein
Jahr später gesellte sich die TM des Gasthauses Strauch dazu.
Das sportliche Angebot war so um einiges erweitert, spielen in den Mannschaften doch eine
große Zahl von Altherrenspielern, die in zur damaligen Zeit in Ermangelung einer eigenen
AH sonst wohl keine Spielmöglichkeiten mehr gehabt hätten.
Im Jahre 1979 wurde das Sportheim umgestaltet und modernisiert, eine weitere Renovierung
wurde 1996/97 durchgeführt. 1998 kam ein Anbau hinzu, um das Gebäude den Erfordernissen
der Zeit anzupassen. 1984 wurde der Sportplatz in einen modernen Aschenplatz umgestaltet
und 1985 eingeweiht. Die Flutlichtanlage wurde auf 6 Masten erweitert und ein Tank für
die Beregnungsanlage eingebaut. Mit der Fertigstellung der Turnhalle eröffneten sich dem
Verein von jetzt an ganz neue Möglichkeiten.
Die neue Turnhalle bedeutete auch für den Verein vermehrt Trainingsmöglichkeiten für
die Fußballer, aber auch andere Sportarten. So wurde z.B. eine Tischtennisabteilung
gegründet, die anfangs mit etwa 30 Personen unter der Leitung von Glaser erfreulichen
Aufschwung nahm und eifrig trainierte. Leider reichte es nie, sich auch zu
Meisterschaftsspielen des Tischtennisverbandes zu melden. Auch die Gymnastikabteilung,
bereits 1981 gegründet, hatte nun vermehrte und verbesserte Übungsmöglichkeiten. Die
Turnhalle bot sich nunmehr auch an, andere kulturelle Veranstaltungen und Festlichkeiten
darin abzuwickeln. So zum Beispiel die Kappensitzungen, die 1981 erstmals unter der
Leitung des VFL durchgeführt wurden. Bis 1988 veranstalteten VFL und Kirchenchor diesen
alljährlichen Höhepunkt kultureller Art gemeinsam, seitdem zeichnet der VFL alleine
verantwortlich..
So zogen alljährlich zur Fastnacht die Sitzungen fast 500 Närrinnen und Narren in die
Halle. Lediglich im Jahre 1990 mußte die Kappensitzung ausfallen. Schweren Herzens sagte
man wegen des Golfkrieges die Veranstaltung ab. Auch zu anderen Gelegenheiten war die
Halle gut gefüllt. Unvergessen z.B. der Auftritt der Bundes-Musikkapelle St. Jakob/Tirol
anläßlich der Peter und Paul - Kirmes 1987. Ebenso die Feier des 40-jährigen Bestehens
mit dem Pramauer-Trio im Jahre 1993. Bei dieser Veranstaltung konnten zahlreiche Ehrungen
vorgenommen werden für Personen, die sich um den Sport verdient gemacht hatten (10, 15
und 20 Jahre aktive Tätigkeiten im Vorstand oder als Schiedsrichter). Auch vereinsintern
erhielten zahlreiche MItglieder die Ehrennadel des Vereins für langjährige aktive
Mitgliedschaft.
Im Jahre 1987 lebte auch eine andere Tradition wieder auf, der Pittichdach. Angeregt durch
die Gemeinde übernahmen die Vereine die Ausrichtung der Kirmes. Im zweijährigem Rhythmus
übernahmen jeweils Feuerwehr/Frauengemeinschaft und VFL/Kirchenchor die Gestaltung dieses
Tages. Zunächst war der Veranstaltungsort noch die Turnhalle. Doch man erinnerte sich
vergangener Zeiten und verlegte den Kirmesbetrieb in die Dorfmitte zum Dorfbrunnen. Dies
wurde so in jedem Jahr ein Höhepunkt im Dorfgeschehen.
Am 18.-20.6 1999 wurde im Rahmen des großen Festes "75 Jahre Sport in
Neidenbach" nach fast einjähriger Bauzeit der neue Rasenplatz eingeweiht. Unter der
vorzüglichen Betreuung durch Peter Hünten soll die Sportstätte auch in Zukunft ein
Garant für eine rege und erfolgreiche sportliche Betätigung der Neidenbacher
Bevölkerung sein.
Quellenverzeichnis: Festschrift 25 Jahre VfL
Neidenbach, 1978; Festschrift 75 Jahre Sport in Neidenbach, 1999
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