Was lange
währt, wird endlich gut
Mit neuer Technik quer durch den
Berg
Abwasserkanal zwischen Neuheilenbach und Neidenbach wird unter hügeligem
Gelände durchgepreßt
Teures Pumpwerk überfüssig -
Widerstände überwunden
NEUHEILENBACH/NEIDENBACH. Eine ungewöhnliche Gruppe von Leuten traf sich in der
Nähe von Neuheilenbach, um einem Ereignis beizuwohnen, das im Vorfeld für
Ärger und Schlagzeilen gesorgt hatte. Die Rede ist von der Durchpressung eines
Hügels zwischen Neuheilenbach und Neidenbach. Was anderswo schon längst Stand
der Technik ist, bedeutet für die Eifel immer noch die Ausnahme.
Seit Jahren hatte man sich Gedanken gemacht, wie das Neuheilenbacher Abwasser am
kostengünstigsten und umweltschonendsten in die Kläranlage Neidenbach
transportiert werden kann. Im Raum stand zunächst die traditionelle Methode.
Ein Pumpwerk wurde geplant, um den Höhenunterschied zu überbrücken. Fast
600.000 DM Sollte es kosten. Doch in der entscheidenden Sitzung, als fast alle
schon die Vergabe beschließen wollten, kam dann auch ein Alternativangebot auf
den Tisch. Die Firma Hilco aus Bitburg-Masholder hat sich auf Durchpressungen
spezialisiert. Das heißt, ein Rohr wird quer durch einen Berg getrieben,
Abwasser kann in freiem Gefälle Richtung Kläranlage laufen. Das teure
Pumpwerk, die damit verbundenen Energie- und Wartungskosten entfallen.
Die
zuständigen Gremien faßten einen entsprechenden Beschluß. Für 1,2 Millionen
DM sollte unter dem Berg zwischen den beiden Orten ein Kanal durchgetrieben
werden, der in Neidenbach an der Kreuzung Leystraße/Densborner Straße
rauskommen soll und auch wird, davon war Firmenchef Hilarius Cordel felsenfest
überzeugt. Doch bis der überdimensionale Bohrer sich in den Fels hineinfressen
konnte, war eine weitere Hürde zu nehmen. Ein Anlieger befürchtete durch diese
Bohrung, die unter seinem Haus durchgehen wird, Schäden am Gebäude. Er zog vor
das Verwaltungsgericht Trier und bekam dort recht. Die Verbandsgemeinde legte
Berufung ein. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz war letztlich ihrer Meinung und
hob das Trierer Urteil auf. Dem Bohren stand also nichts mehr im Wege. Neben den
Offiziellen waren zu diesem Ortstermin vor allem auch Anlieger geladen. Und
Hilaflus Cordel gab sich alle erdenkliche Mühe, Sorgen und Ängste zu
zerstreuen, beantwortete geduldig alle auftretenden Fragen. Doch nichts ist
bekanntlich eindrucksvoller als die Praxis.
Deshalb standen die Skeptiker an der Baustelle auch in der ersten Reihe, als der
Knopf gedrückt wurde und der Bohrer sich vorwärtsarbeitete, so als gäbe es da
keinen Felsen und keinen Sandstein. Werkleiter Schleder erläuterte den Gästen
nicht nur diese Verbindungsleitung von Neuheilenbach nach Neidenbach, sondern
die gesamte Abwassermaßnahme. Vor Jahren hatte man schon einmal über eine
Durchpressung nachgedacht, doch die Kosten für die unterirdische Verlegung des
Kanals waren damals noch unvertretbar hoch. Dank des technischen Fortschritts
hat sich das geändert, auch wenn nicht jede Kanalbaumaßnahme so umweltschonend
durchgeführt wird und nicht alle Pumpstationen überflüssig werden. Dies
müsse man von Fall zu Fall entscheiden, hieß es. Das Land hat die
Investitionskosten von insgesamt 1,45 Millionen DM (inklusive Bauleitung etc.)
in vollem Umfang durch zinslose Darlehen und einmalige nichtrückzahlbare
Zuschüsse gefördert, so daß die Finanzierung des Projekts gesichert ist.
"Über eine Million DM liegen Bewilligungsbescheide aus Mainz vor. Die
Restmittel sind ebenfalls zugesagt", betonte Werkleiter Schleder.
In zwei bis drei Monaten soll die Durchpressung fertig sein, und auch in
Neidenbach sind dann die Kanalbaumaßnahmen abgeschlossen. Sollte der Terminplan
so eingehalten werden, wäre die Abwassergruppe Neidenbach-Neuheilenbach
komplett. Die Gesamtinvestitionen dafür belaufen sich auf rund 10 Millionen DM.
Diplomingenieur Arnold aus Daun, mit Planung und Bauleitung beauftragt,
umschrieb die anfangs umstrittene Durchpressung des Berges zwischen
Neuheilenbach und Neidenbach so: "Kooperation und Mitdenken aller
Beteiligten von der Gemeindevertretung über Planer und Spezialfirma, die
Aufgeschlossenheit und Beratung der Fach- und Sonderbehörden, letztlich vor
allem die Einsicht der unmittelbar betroffenen Anlieger in ein ökologisch und
ökonomisch sinnvolles, technologisch ausgereiftes und entsorgungsmäßig
notwendiges Projekt haben den heutigen Tag möglich gemacht." Will kurz
gesagt wohl heißen: Es war ein mühsamer Weg, ehe die neue Technik des
Durchpressens in der Eifel zum Zuge kam. ds
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