Besondere Ereignisse in Neidenbach


Kanaldurchpressung zwischen Neuheilenbach und Neidenbach


Bericht im Trierischen Volksfreund vom 03.10.1990

Was lange währt, wird endlich gut


Mit neuer Technik quer durch den Berg
Abwasserkanal zwischen Neuheilenbach und Neidenbach wird unter hügeligem Gelände durchgepreßt

Teures Pumpwerk überfüssig - Widerstände überwunden


NEUHEILENBACH/NEIDENBACH. Eine ungewöhnliche Gruppe von Leuten traf sich in der Nähe von Neuheilenbach, um einem Ereignis beizuwohnen, das im Vorfeld für Ärger und Schlagzeilen gesorgt hatte. Die Rede ist von der Durchpressung eines Hügels zwischen Neuheilenbach und Neidenbach. Was anderswo schon längst Stand der Technik ist, bedeutet für die Eifel immer noch die Ausnahme.

Seit Jahren hatte man sich Gedanken gemacht, wie das Neuheilenbacher Abwasser am kostengünstigsten und umweltschonendsten in die Kläranlage Neidenbach transportiert werden kann. Im Raum stand zunächst die traditionelle Methode. Ein Pumpwerk wurde geplant, um den Höhenunterschied zu überbrücken. Fast 600.000 DM Sollte es kosten. Doch in der entscheidenden Sitzung, als fast alle schon die Vergabe beschließen wollten, kam dann auch ein Alternativangebot auf den Tisch. Die Firma Hilco aus Bitburg-Masholder hat sich auf Durchpressungen spezialisiert. Das heißt, ein Rohr wird quer durch einen Berg getrieben, Abwasser kann in freiem Gefälle Richtung Kläranlage laufen. Das teure Pumpwerk, die damit verbundenen Energie- und Wartungskosten entfallen.
neibohr.jpg (59574 Byte)Die zuständigen Gremien faßten einen entsprechenden Beschluß. Für 1,2 Millionen DM sollte unter dem Berg zwischen den beiden Orten ein Kanal durchgetrieben werden, der in Neidenbach an der Kreuzung Leystraße/Densborner Straße rauskommen soll und auch wird, davon war Firmenchef Hilarius Cordel felsenfest überzeugt. Doch bis der überdimensionale Bohrer sich in den Fels hineinfressen konnte, war eine weitere Hürde zu nehmen. Ein Anlieger befürchtete durch diese Bohrung, die unter seinem Haus durchgehen wird, Schäden am Gebäude. Er zog vor das Verwaltungsgericht Trier und bekam dort recht. Die Verbandsgemeinde legte Berufung ein. Das Oberverwaltungsgericht Koblenz war letztlich ihrer Meinung und hob das Trierer Urteil auf. Dem Bohren stand also nichts mehr im Wege. Neben den Offiziellen waren zu diesem Ortstermin vor allem auch Anlieger geladen. Und Hilaflus Cordel gab sich alle erdenkliche Mühe, Sorgen und Ängste zu zerstreuen, beantwortete geduldig alle auftretenden Fragen. Doch nichts ist bekanntlich eindrucksvoller als die Praxis.
Deshalb standen die Skeptiker an der Baustelle auch in der ersten Reihe, als der Knopf gedrückt wurde und der Bohrer sich vorwärtsarbeitete, so als gäbe es da keinen Felsen und keinen Sandstein. Werkleiter Schleder erläuterte den Gästen nicht nur diese Verbindungsleitung von Neuheilenbach nach Neidenbach, sondern die gesamte Abwassermaßnahme. Vor Jahren hatte man schon einmal über eine Durchpressung nachgedacht, doch die Kosten für die unterirdische Verlegung des Kanals waren damals noch unvertretbar hoch. Dank des technischen Fortschritts hat sich das geändert, auch wenn nicht jede Kanalbaumaßnahme so umweltschonend durchgeführt wird und nicht alle Pumpstationen überflüssig werden. Dies müsse man von Fall zu Fall entscheiden, hieß es. Das Land hat die Investitionskosten von insgesamt 1,45 Millionen DM (inklusive Bauleitung etc.) in vollem Umfang durch zinslose Darlehen und einmalige nichtrückzahlbare Zuschüsse gefördert, so daß die Finanzierung des Projekts gesichert ist. "Über eine Million DM liegen Bewilligungsbescheide aus Mainz vor. Die Restmittel sind ebenfalls zugesagt", betonte Werkleiter Schleder.
In zwei bis drei Monaten soll die Durchpressung fertig sein, und auch in Neidenbach sind dann die Kanalbaumaßnahmen abgeschlossen. Sollte der Terminplan so eingehalten werden, wäre die Abwassergruppe Neidenbach-Neuheilenbach komplett. Die Gesamtinvestitionen dafür belaufen sich auf rund 10 Millionen DM. Diplomingenieur Arnold aus Daun, mit Planung und Bauleitung beauftragt, umschrieb die anfangs umstrittene Durchpressung des Berges zwischen Neuheilenbach und Neidenbach so: "Kooperation und Mitdenken aller Beteiligten von der Gemeindevertretung über Planer und Spezialfirma, die Aufgeschlossenheit und Beratung der Fach- und Sonderbehörden, letztlich vor allem die Einsicht der unmittelbar betroffenen Anlieger in ein ökologisch und ökonomisch sinnvolles, technologisch ausgereiftes und entsorgungsmäßig notwendiges Projekt haben den heutigen Tag möglich gemacht." Will kurz gesagt wohl heißen: Es war ein mühsamer Weg, ehe die neue Technik des Durchpressens in der Eifel zum Zuge kam. ds


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