Das Steinhauerdorf Neidenbach in der Südeifel

Ergebnisse einer Felduntersuchung des Bonner volkskundlichen Seminars im Sommer 1970

Von Gabriel Simons, Hartmut Bickel, Dorette Kleine, Hans-Georg Schmeling und Hans-Walter Keweloh

Anmerkung:

Es handelt sich hier um eine umfangreiche wissenschaftliche Untersuchung der Verhältnisse in Neidenbach von Studenten dieses Seminars aus deren Sichtweise des Jahres 1970. Das ist beim Lesen der Texte immer zu beachten. Noch ein Tip: Seiten laden lassen und anschließend Offline lesen.

 


Einführung Das Gemeinschaftsleben
Die Familie Ausstattung und Nutzung der Wohnräume

Ausstattung und Nutzung der Hauptwohnräume
Von Hans-Georg Schmeling

Es ist unbestreitbar, daß nichts den Kulturzustand einer Bevölkerungsschicht oder einer Epoche deutlicher aufzeigt als die Art, wie die Menschen in dieser Gemeinschaft oder in diesem Zeitabschnitt lebten. Das trifft auch auf die Steinhauerorte der Westeifel und auf ihre - zum größten Teile vom Besitzer selbst errichteten - Wohnhäuser zu. Doch interessieren hier die Hausformen, die Maurer- und Zimmermannstechniken, die Schmuck- und Zusatzelemente erst in zweiter Linie. Hauptaufgabe des Hauses ist es, die Voraussetzungen für das der jeweiligen Zeit und dem Kulturniveau angemessene Wohnen einer Familie zu schaffen.

Seit etwa 1950 erkennen wir auch in Neidenbach eine veränderte Einstellung gegenüber den tradierten Wohngepflogenheiten. Bis dahin entsprachen die von den Steinhauern errichteten Häuser dem vorherrschenden bäuerlichen Typ des sogenannten queraufgeschlossenen Trierer Langhauses, welches Wohnung, Stallungen und Scheune mit Tenne unter einem langgezogenen First vereinigt.

Wegen des geringeren Viehbestandes und der nur beiläufig betriebenen kleineren Landwirtschaft bei den Steinhauern gab es Unterschiede gegenüber den Bauernhöfen hauptsächlich in den geringeren Abmessungen der Anwesen. Die in den letzten beiden Jahrzehnten erbauten Wohnhäuser entsprechen nicht mehr den bisherigen Anschauungen vom ländlichen Bauern- bzw. Arbeiterhaus, vielmehr ist eine fast völlige Angleichung an städtische Vorbilder erfolgt. Das Langhaus mit den landwirtschaftlich genutzten Abteilungen wich mehr und mehr dem reinen Wohnbau.

Vor allem hat sich ein Umbruch in der Nutzung und Ausstattung der Räume vollzogen. Bei allen Berufsschichten wurden die Wohnungen seit 1950 mit neuem, zeitgemäßem Mobilar versehen. Die zahlreichen, nach dem zweiten Weltkrieg entstandenen Möbelgeschäfte in ländlichen Gegenden sowie die großen Versandhäuser erleichterten diese Modernisierung wesentlich. Durch die Verwendung von Kunsthölzern und -stoffen sowie durch serienmäßige Fertigung sind Möbel relativ billig zu erwerben und daher zu einem kurzlebigen Konsumgut geworden. Als Folge dieser Entwicklung zeichnet sich in zunehmendem Maße eine Uniformierung und Nivellierung der Wohnweisen ab. Das trifft besonders auf die Ausstattung und Nutzung der Hauptwohnräume, also der Küchen und Stuben, zu. Somit bestätigt sich die bereits 1964 von Josef Schepers ausgesprochene Ansicht, daß wir vor den Trümmern einer Welt stehen, über die uns bald kein Lebender mehr Auskunft geben kann. Es ist daher nötig, die frühere Möblierung der Häuser sowie das Wohnen und Arbeiten in ihnen gewissenhaft zu eruieren und auch zu versuchen, die Atmosphäre des ehemaligen Familienlebens wenigstens in Ansätzen aufzuzeigen.

Bisher befaßte sich jedoch kaum eine wissenschaftliche Publikation mit diesem Spezialgebiet der Sachforschung. Die "Volkskunden" einzelner Landschaften und die Monographien über bestimmte Hausgebiete enthalten nur wenige Angaben hierüber. Man kann diesen Werken weder Detailvorstellungen entnehmen noch mit ihrer Hilfe die Gesamtausstattung eines Landwirts, Handwerkers oder Arbeiters ermitteln. Aufsätze und Berichte in Heimatkalendern und ähnlicher Literatur können nicht verwertet werden, da ihre Inhalte lückenhaft, verallgemeinernd und romantisierend, wenn nicht gar falsch sind. Fotografien oder Gemälde sind nicht in ausreichender Zahl vorhanden, auch Archivalien wie Erbverzeichnisse, Vermögensaufstellungen können nicht berücksichtigt werden, da sie lediglich Gegenstände enthalten, die bei der Abfassung der jeweiligen Urkunde von Wert waren. Selbstgefertigte oder als geringwertig eingestufte Inventarstücke wurden nicht aufgenommen, auch nicht der Standort, das Material oder ähnliche Angaben über den einzelnen Gegenstand.

Das für eine Beschreibung der Wohnraumeinrichtungen sowie für vergleichende Betrachtungen erforderliche Material kann daher nur durch Feldforschung zusammengetragen werden. Solche Erhebungen habe ich seit 1966 bereits im nördlichen Teil des mittleren Rheinlandes zwischen dem Monschauer Land und dem Bergischen Land, sowie im Hohen Westerwald angestellt. Um die Untersuchungen systematisch durchführen zu können, wurde ein Fragebogen mit 45 Fragekomplexen erarbeitet. Zur Benutzung eines solchen Kataloges zwingt schon der Befragungsgegenstand in seiner Vielseitigkeit. Außerdem können auf diese Weise Bedenken an der Gültigkeit und Wertigkeit der Aussagen weitgehend ausgeräumt werden. Oft stimmten die Berichte derart überein, daß ihre Wiedergabe im vorliegenden Rahmen stark eingeschränkt werden konnte.

Es wurden lediglich Familien befragt, in denen mindestens eine Person über 70 Jahre alt war. Nur diese Altersgruppe hat noch das Ende der nunmehr fast völlig verschwundenen Wohnweise der Jahrhundertwende miterlebt. Da allen Gewährspersonen die gleichen Fragen gestellt und sehr detaillierte Einzelschilderungen abverlangt wurden, konnten relativ vollständige und genaue Informationen erzielt werden. Das war wegen des Fehlens schriftlicher Quellen wichtig.

Um die Befragungen möglichst rationell zu gestalten, bediente ich mich eines Tonbandes. So konnte ich mich ganz auf den Gesprächsinhalt und auf die Gewährsperson konzentrieren, auf möglichst genaue Beantwortung meiner Fragen achten, Ergänzungsfragen stellen, Abschweifungen verhindern, im übrigen aber den Erzählungen freien Lauf gewähren. Durch den Einsatz eines Bandgerätes, besonders bei umfangreichen Beschreibungen und vielen erfragten Einzelgegenständen, vermeidet man die Behinderung durch Notizblock und Schreibstift, vor allem aber den strapaziösen Zeitdruck und die stete Angst, wichtige Aussagen zu überhören. Das Tonband zeichnet jede Äußerung auf, man kann es später in Ruhe abhören und die Angaben kartieren, die wichtig erscheinen. Selbstverständlich müssen die Aussagen der Gewährspersonen durch Foto-Aufnahmen, Grundrißzeichnungen und eine kritische Begutachtung der Erhebungssituation vervollständigt werden.

Es zeigte sich, daß auch die ältesten Gewährsleute so weit mit der Technik vertraut sind, daß sie durch ein Tonbandgerät bei der Befragung nicht beeinflußt werden, zumal es nicht zu hören ist. Nur ein einziges Mal hat mir bisher eine Bäuerin keine Auskünfte gegeben, weil ich das Bandgerät in Betrieb nehmen wollte.

Die Gewährsleute und ihre wirtschaftlichen Verhältnisse

Da die Aussagen vielfach nahezu identisch waren, sollen hier nur die Befragungsergebnisse folgender fünf Familien berücksichtigt werden, die insgesamt ein typisches Bild geben:

1.    Die Familie Wirtz (N 1) ist seit Jahrzehnten im Besitz des größten Bauernhofes in Neidenbach. Vor 1914 gehörten ihr 36 ha Land, davon 19 ha Acker, der Rest bestand aus Weide und Wald.

2.    Der Gewährsmann Kreutz (N 2) war früher Steinhauer mit einem eigenen kleinen Steinbruchbetrieb. Zusätzlich bearbeitete er etwa 7,5 ha Ackerland mittlerer Qualität. Nach dem Ende des 2. Weltkrieges gab er den Steinbruch auf und ist seither nur noch als Landwirt tätig.

3.    Der Gewährsmann Leisen (N 3) besaß ebenfalls zeitweise einen eigenen Steinbruch, der jedoch nicht die erhofften Gewinne erbrachte. Herr Leisen wurde daher nach einigen Jahren wieder Steinhauer und bewirtschaftete darüber hinaus 3 ha Ackerland sowie 3 ha Wiese und Weide.

4.    Der Gewährsmann Mertes (N 4) war bis zu seiner Invalidität ausschließlich als Steinbrucharbeiter tätig. Nebenberuflich betrieb er eine kleine Landwirtschaft mit ca. 3 ha eigenem Ackerland.

5.    Auch der Gewährsmann Schlax (N 5) war zeitlebens als Steinhauer beschäftigt und hatte außerdem einen Besitz von ca. 3 ha Ackerland.

Als Zugtiere dienten Milch- und Fahrkühe, selten ein Ochse. Nur Bauern mit mehr als 10 ha Grundbesitz hatten 1-2 Pferde. Die Familie N 1 betrieb eine Pferdezucht, darum besaß sie stets mindestens zwei Zuchtstuten und 2-3 Fohlen, die im Laufe eines Jahres, auf dem Pferdemarkt in Prüm verkauft wurden.
Der übrige Viehbestand war - den Berufsunterschieden entsprechend - recht differenziert. N 1 hatte 8-10 Kühe, 18-20 Kälber und Färsen, 2-3 Zuchtsauen sowie zahlreiche Ferkel und Hühner. Die Steinhauerfamilien hielten im allgemeinen 2-3 Kühe, 2-3 Schweine und etwa 12 Hühner.
Es wurden vorrangig Roggen und Kartoffeln angebaut, außerdem Hafer, Gerste, Futterrüben und Buchweizen.

Die Wohnbauten

Das Haus der Gewährsfamilie N 5 war ein sogenanntes Breitgiebelhaus. Sein Baujahr ist nicht mehr bekannt, es soll "uralt" gewesen sein. Bei allen anderen erfragten Gebäuden handelte es sich um die jüngere Form des steinernen Quereinhauses in Traufenstellung. Diese Häuser waren zwischen 1869 und 1917 errichtet worden.
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Im Erdgeschoß der zweistöckigen Etagenhäuser (vgl. Abb. 1) befanden sich die Küche, die Stube, eine Kammer und ein Abstellraum, im Obergeschoß waren die Schlafräume, eine Räucherkammer und ein Lagerraum. Bei dem dreiraumtiefen Breitgiebelhaus folgten auf die Küche eine Stube und eine Kammer, die Schlafräume waren auch bei dieser Hausform im Obergeschoß. Alle Häuser besaßen einen Keller. Da grundsätzlich nur heimisches Material zum Hausbau verwendet wurde, sind alle Häuser in Neidenbach aus Sandstein errichtet, wie er in der Nähe des Ortes gebrochen wird. Auch den Mörtel bereiteten die Maurer mit heimischem Sand.

Die H a u s t ü r e n waren aus Eichenholz gefertigt, nur bei N 4 aus Fichtenholz. Ursprünglich bestanden sie aus zwei Teilen, seit etwa 1910 wurden nur noch einteilige Türen hergestellt. Als Verzierungen galten einige Rillen (N 2), Profilleisten (N 4) oder handgeschmiedete Nägel (N 5). Jede Haustür besaß ein Oberlicht mit 2-7 Scheiben. Zwar war meist ein Kastenschloß angebracht, doch blieb die Tür - vor allem deren obere Hälfte - bei entsprechender Witterung stets geöffnet und auch nachts unverschlossen. Alle Haustüren waren braun oder dunkelgrün gestrichen. Bei N 4 war in den Türsturz die Jahreszahl 1917 eingraviert, bei N 5 eine Inschrift, an deren Text sich der Gewährsmann nicht mehr erinnert.

neiste02.jpg (20834 Byte)Beim Breitgiebelhaus führte die Haustür unmittelbar in den Herdraum, bei den übrigen Familien in einen Flur ("Hausgang", ca. 1,30 m breit). Als einziges Inventarstück war hier ein Kleiderbrett (ca. 7 x 80 cm) mit 5 Eisenhaken angebracht.
Die K ü c h e (vgl. Abb. 2 und 3) war der Hauptaufenthaltsraum, in dem die Familien an den Werktagen alle Mahlzeiten einnahmen. War kein Besuch anwesend, dann aß man auch an Sonn- und Feiertagen hier. Außer den üblichen Küchenarbeiten wurden als die am häufigsten im Herdraum ausgeführten Tätigkeiten genannt: Waschen der Personen und der Textilien, Kochen des Schweinefutters, Zubereitung des Brotteiges, Spielen der Kinder sowie Bügeln, Flicken, Stopfen und ähnliche Handarbeiten.

Die Größe der Küche betrug zwischen 7,80 qm (N 4) und 12 qm (N 3). Ihre wichtigsten Einrichtungsgegenstände waren in den Einhäusern: ein Tisch, eine Holzbank, vier bis sechs Stühle, ein Schrank sowie kleinere Regale, Mantelbretter und Handtuchhalter. In der Küche des Breitgiebelhauses befanden sich lediglich ein Wandschrank, eine Geschirrbank und ein kleiner Tisch.
Die Wände der Küche waren ursprünglich mit einem Kalkanstrich versehen. Seit etwa 1900 erhielten sie einen ca. 1,20 m hohen Sockel oder zumindest eine Fußleiste aus Lein- bzw. Ölfarbe. Der Fußboden war mit Sandsteinplatten belegt, seit 1914 mit Dielen.

Jede Küche hatte ein zweiflügeliges Fenster (ca. 110 x 85 cm) mit 4-6 Scheiben, vor die - außer bei N 1 - stets Gardinen gespannt waren.

Das Trinkwasser holten die Gewährsleute aus einem Brunnen (N 2, 3, 5) oder einer Pumpe (N 1, 4). Man trug die Wassereimer mit Tragehölzern ("Juche") in die Küche und stellte sie dort in der Nähe des Herdes ab. Während die tiefer gelegenen Ortsteile bereits um 1900 eine zentrale Wasserleitung erhielten, konnten einige am Hang errichtete Häuser erst um 1940 mit Leitungswasser versorgt werden.

Bevor Neidenbach im Jahre 1922 an das elektrische Energienetz angeschlossen wurde, benutzten die Gewährsleute Petroleumlampen. In der Küche hing eine Wandlampe mit einem rechteckigen, leicht gebogenen Metallspiegel hinter dem Zylinder, hierdurch wurden die Lichtstrahlen gebündelt und reflektiert. In der Stube war meist über dem Tisch eine Hängelampe an der Zimmerdecke befestigt.

Die Textilien kochte die Hausfrau in einem großen Eisenkessel auf dem Küchenherd. Kleinere Wäschestücke wusch sie im Spülbecken aus, größere in einer Holz- oder Zinkwanne, die sie im Herdraum auf zwei Stühle stellte. Zwischen den Waschtagen standen die Waschgeräte in einer Kammer oder im Schuppen. N 3 hatte zeitweise eine hölzerne Waschmaschine, die übrigen Hausfrauen verwendeten ein Reibbrett und Schmierseife zum Auswaschen der Textilien. Nachdem die Wäsche gekocht und zum erstenmal gewaschen war, fuhren die Frauen sie mit einem Handwagen zu einer unter freiem Himmel am Dorfausgang errichteten Gemeinschaftswaschanlage. Dort waren täglich drei bis vier Frauen damit beschäftigt, die Textilien mit einem "Bleuel" auszuklopfen und anschließend im Bach zu spülen. Bei schlechtem Wetter trocknete die Hausfrau kleinere Wäschestücke im Herdraum auf einer "Spinne", d.h. auf einem über dem Herd angebrachten Wäschetrockner mit ca. 80 cm langen dünnen Eisenstangen.

Der Küchentisch war häufig als halbzylindrische oder trapezförmige Backmulde ausgebildet, die meist aus Buchenholz hergestellt war, während die Tischplatte (ca. 120 x 80 cm) aus Eschen- oder Fichtenholz bestand. Tische ohne Backmulde (N 3 und 4) waren aus Fichtenholz gefertigt und hatten eine Schublade für die Bestecke. Ein Tischtuch wurde in der Küche erst nach 1920 benutzt, in jüngerer Zeit ein Wachstuch.

Die wichtigste Sitzgelegenheit war eine Holzbank mit Rücken- und Seitenlehnen. Sie stand hinter dem Tisch und war zwischen 1,50 m und 1,85 m lang. Die älteren Formen waren aus Eichenholz, die jüngeren aus Fichtenholz hergestellt worden. Ferner standen am Tisch vier bis sechs Bretterstühle mit nahezu quadratischer Sitzfläche.
N 1 hatte statt der Lehnenbank und der Stühle zwei Bänke ohne Lehne sowie einen Holzstuhl in der Küche.

In allen Familien gab es eine feste Sitzordnung: Der Hausherr saß am Kopfende, die Hausfrau neben ihm an der Längsseite, möglichst nahe am Herd. Die Kinder hatten ihre Plätze vor allem auf der Lehnenbank. Diese Sitzordnung galt auch in der Stube. Bei N 1 war der Vater früh verstorben, daher nahm die Mutter den Platz am Kopfende des Tisches ein. Die Kinder, die beiden Mägde und die beiden Knechte saßen auf den lehnenlosen Bänken.

Die Küchenschränke hatten sehr unterschiedliche Formen. N 2 besaß einen Wandschrank (ca. 190 x 120 x 50 cm) mit vier Türen, von denen die beiden oberen verglast und mit einer Spanngardine versehen waren. Ein wesentlich kleinerer Wandschrank mit zwei unverglasten Türen fand sich bei N 5, er begann erst ca. 1,20 m über dem Fußboden. - N 3 und N 4 verwendeten transportable Schränke (ca. 180 x 120 x 50 cm), die in Aussehen und Gliederung dem Wandschrank bei N 2 glichen. N 1 hatte in der Küche lediglich einen Halbschrank (ca. 120 x 130 x 60 cm) mit zwei geölten Brettertüren. In allen Küchenschränken brachten die Hausfrauen das Werktagsgeschirr, Lebensmittel, kleine Wäschestücke sowie die Töpfe und ähnliches Herdgeschirr unter.

N 1 und N 5 benutzten noch eine regalartige Topfbank ("Dippebank", ca. 120 x 100 x 30 cm). Sie war vom Hausherrn aus einigen Eichenbrettern zusammengenagelt und in drei Gefache unterteilt worden, in denen Eimer, Töpfe und Schüsseln standen. An der Vorderseite war die Topfbank durch einen Vorhang abgeschlossen.

Bei N 1 und N 2 war neben der Tür ein Kleiderbrett (ca. 7 x 60 cm) angebracht, an dessen sechs Eisenhaken die Familienmitglieder beim Betreten der Küche die Mützen und Jacken hängten. Auf einem Eckbrett stand eine Figur der Gottesmutter oder eines Heiligen.

Nur die Gewährspersonen N 1 erinnerten sich noch daran, daß in ihrem Hause früher eine offene Feuerstelle vorhanden war, genauere Details konnten sie nicht angeben. Während ihrer Jugendzeit benutzten sie einen gemauerten Herd (ca. 80 x 125 x 90 cm), der aus dunklem Sandstein errichtet war und mit dem Maurerhammer eine kerbmusterförmige Verzierung erhalten hatte. Die Oberfläche bestand aus einer gußeisernen Platte mit vier Kochstellen, die jeweils durch 4-5 Ringe verschlossen waren. Auch an der Vorderseite des Herdes war eine Eisenplatte eingebaut, sie enthielt eine Tür für das Feuerloch sowie eine Öffnung für das Aschenschoß. Um 1912 erwarb die Familie N 1 einen Eisenherd, der aus Platten zusammengesetzt war, die in reliefartiger Darstellung einen Bauern mit Pferd und Pflug zeigten.

Alle anderen Familien verwendeten, soweit sie sich erinnern konnten, einen rechteckigen Gußeisenherd ohne Verzierung. Ihm folgte seit ca. 1919 ein emaillierter Herd mit Backröhre, Wasserschiff, vier Kochstellen und einer Emailleplatte an der Feuerwand.
Das Brennholz befand sich in einem Nebengebäude, meist in einem Schuppen. Die für den täglichen Bedarf notwendige Menge lag in der Küche in einer Kiste ("Holzkist", ca. 25 x 80 x 60 cm) unter dem Herd oder in einer Nische in der Brandmauer (N 5). Die Holzkiste war vom Hausherrn aus einigen Fichtenbrettern selbst gezimmert worden und hatte keinen Deckel. Es wurde hauptsächlich Buchenholz verbrannt, in zweiter Linie Eichenholz (Lohholz).
Das Herdfeuer mußte jeden Morgen neu entzündet werden. Dazu verwendete die Hausfrau Stroh, dünne Späne und kleine Holzscheite, die sie während der Nacht in der Backröhre getrocknet hatte. Um den Gebrauch der relativ teuren Schwefelhölzer einzuschränken, benutzte man häufig ca. 25 cm lange Fidibusse. Die Holzasche wurde auf den Misthaufen geschüttet. Nur wenige Gewährsleute haben von ihren Eltern erfahren, daß früher das Leinen mit Holzasche gereinigt wurde.
Mehrere Familien hatten neben den Küchenherd einen Viehkessel gestellt, in dem sie vor allem das Schweinefutter bereiteten. Um 1920 entfernten sie den Kessel wieder aus der Küche und kochten das Futter nun in einem Nebenraum.

In fast allen Häusern befand sich im Obergeschoß eine Räucherkammer, in die der Rauch mit Hilfe eines Schiebers aus dem Kamin geleitet werden konnte.

Als Herdgeräte dienten ein Schürhaken, eine Aschenschaufel und eine Kohlenschaufel. Zusammen mit einem Handfeger hingen diese Geräte an Nägeln in der Brandmauer.

Das Herdgeschirr bestand um 1910 aus 3-4 runden, unterschiedlich großen Eisentöpfen ("gussen Dippe"). Sie hatten zwei Griffe, einen flachen Boden und meist einen Deckel. N 1 besaß zum Zeitpunkt der Befragung noch einen solchen Topf (21 cm hoch, 38 cm Durchmesser) mit der Maßangabe "15 Liter". Auch ein ovaler Bratenkessel wurde in einigen Familien an Festtagen benutzt. Ab 1915 trat Emaillegeschirr an die Stelle der Eisentöpfe.

Nur N 1 besaß einen besonderen Wasserkessel (ca. 10 Liter Inhalt), der den heutigen Formen glich. Die übrigen Familien kochten das Wasser in einem der üblichen Eisentöpfe.

Jede Familie hatte außerdem ein Waffeleisen, eine Bratpfanne und ein Holzkohle-Bügeleisen. In jeder Küche hing neben dem Herd ein Löffelblech ("Bollenkändel"), an das die Hausfrau hauptsächlich die Schöpf- und Schaumlöffel hängte. Es bestand aus einem emaillierten oder eisenfarbenen rechteckigen Blech (ca. 55 x 45 cm), dessen Unterkante nach vorn in die Höhe gebogen war und dadurch als Ablage für Schwefelhölzer und kleines Gerät verwendet werden konnte. Alle Familienangehörigen wuschen sich in einer Blechschüssel oder in dem Spülstein unter dem Fenster (vgl. Abb. 12).
neiabb12.jpg (16284 Byte) Darum wurden auch die Handtücher in der Nähe des Fensters und möglichst zugleich in Herdnähe aufgehängt. Ursprünglich hingen sie an einem Nagel. Seit etwa 1914 hatten die meisten Familien ein Handtuchbrett (ca. 8 x 20 cm) mit 4-5 Haken und einem Vortuch (vgl. Abb. 13). Es hingen jedoch höchstens zwei Handtücher im Herdraum. Das Vortuch war mit Figuren oder mit einem Spruch bestickt (N 3, 5), dessen Wortlaut nicht mehr bekannt ist.

Bei N 2 und 3 war noch zum Zeitpunkt der Befragung im Keller unter der Küche ein Backofen eingebaut. Da er nicht höher als die übrigen Kellerräume war, unterschied sich das Fußbodenniveau der Küche nicht von dem der sonstigen Erdgeschoßräume. Bei N 4 war ein Backofen an die Außenwand des Herdraumes gebaut und ragte in den anschließenden Stall hinein. In der Küche, von der aus er beschickt wurde, war nur das Feuerloch zu sehen.

Die S t u b e (vgl. Abb. 2 und 4) war zwischen 12 qm und 16 qm groß und befand sich an der Straßenseite. Ihr Fußboden war mit
neiabb13.jpg (17711 Byte)geölten Dielen belegt, die Wände waren ursprünglich gekalkt, seit etwa 1910 tapeziert. Während sie bei N 5 als Hauptaufenthaltsraum galt, benutzte die Großbauernfamilie N 1 die Stube nur an Festtagen oder wenn ein Aufenthalt in der Küche wegen kalten Wetters nicht möglich war. Die übrigen Familien hielten sich relativ oft in der Stube auf, vor allen Dingen im Winter. Auch die Kinder durften jederzeit die Stube betreten, besonders um darin ihre Schulaufgaben zu erledigen. War ein Familienangehöriger krank, dann stellte man sein Bett in die Stube, bei einigen Familien stand hier auch die Wiege.
Während bei den Familien N 3 und N 5 nur je ein Fenster in der Stube war, hatten N 1, 2 und 4 zwei Stubenfenster (ca. 120 x 90 cm). Sie befanden sich an der Straßenseite und bestanden aus je zwei Flügeln mit drei Scheiben in Holzsprossen. Vor allen Fenstern hingen Gardinen.
Der gußeiserne Ofen in der Stube war aus quadratischen, mit reliefartigen Darstellungen versehenen Platten (ca. 50 x 50 cm) zusammengesetzt. Er begann ca. 70 cm über dem Fußboden und wurde von der Küche aus beheizt. Seit etwa 1910 setzten sich zylindrische Eisenöfen durch (ca. 1,30 m hoch, ca. 40 cm Durchmesser).
Bis um 1900 war bei allen Familien in der Stube lediglich ein Wandschrank in Gebrauch. Bei N 1 besaß dieser Schrank (220 x 200 x 50 cm) sechs Brettertüren. In seinem linken Abschnitt war eine Uhr mit langem Perpendikel, zwei Gewichten an Ketten und einem entsprechenden Uhrenkasten eingebaut. Eine runde Scheibe im Oberteil der Tür ließ das Zifferblatt erkennen. Die untere Hälfte des Schrankes ("Taken") war zum Abstellen der Schuhe bestimmt, in den übrigen Fächern lagen Kleider und Wäschestücke. N 4 besaß einen Wandschrank mit vier Türen, von denen die beiden oberen verglast waren. Im Schrankunterteil lag Wäsche, im Oberteil war Geschirr abgestellt. Ferner befand sich bei dieser Familie in der Stube ein kleiner Taltenschrank (ca. 50 x 50 x 30 cm). Der Wandschrank bei N 5 begann ca. 1,20 m über dem Fußboden, reichte bis zur Zimmerdecke und war ca. 60 cm tief.
N 2 sind N 3 hatten je einen zweiteiligen transportablen Stubenschrank (ca. 185 x 160 x 55 cm). Das Unterteil wurde durch zwei Füllungstüren, das Oberteil durch Glastüren verschlossen. Im Mittelteil befanden sich zwei Schubladen.
Vor der Jahrhundertwende stand in der Stube ein Tisch aus Eschenholz. Er war zwischen 1,20 m (N 4) und 1,75 m (N 1) lang und ca. 80 cm breit, seine Platte war bis zu 6 cm dick (N 2). Eine Tischdecke war nur an Festtagen aufgelegt. Hatte der Tisch eine Schublade (N 1, 2, 5), dann lagen darin die Festtagsbestecke. Die jüngeren Tische waren generell aus Fichtenholz hergestellt worden.

Außer N 3 hatten alle Gewährsfamilien als wichtigste Sitzgelegenheit in der Stube eine hölzerne Lehnenbank (ca. 2,30 m lang), die immer hinter dem Tisch stand. Ihre Rückenlehne war mit gedrechselten Rundstäben versehen, die Armlehnen waren geschwungen. Ferner standen am Tisch vier bis sechs Bretterstühle aus Eiche oder Buche, seit etwa 1925 folgten Stühle mit geflochtener Sitzfläche und geflochtener Rückenlehne. N 1 und N 3 benutzten hier außerdem einen hölzernen Lehnstuhl. Die Großbauernfamilie (N 1) ersetzte schon im Jahre 1912 die Lehnenbank durch ein Sofa, bei den Arbeiterfamilien blieb die Bank häufig bis nach dem 2. Weltkriege in Gebrauch.
In der Nähe der Tür hing in jeder Stube ein Kleiderbrett (ca. 7 x 100 cm). Auf einem Eckbrett stand eine Statue der Muttergottes, meist umgeben von anderen Heiligenfiguren oder Blumenvasen und Kerzen. Das wichtigste religiöse Symbol war ein Kruzifix, das entweder über der Tür oder zwischen den Fenstern hing. Alle Familien hatten ferner 2-3 Heiligenbilder oder Darstellungen aus der Bibel an den Stubenwänden aufgehängt. Weiterer Raumschmuck war ursprünglich nicht vorhanden. Erst nach 1900 hängten N 2 und N 4 zusätzlich einige Bilder verstorbener Verwandter sowie die Brautkrone auf. Ein Teppich erwarb keine Familie vor 1950.

Die Stube war meist der einzige Raum, in dem eine Uhr hing. Bei N 1 war es die bereits erwähnte Wanduhr, bei allen anderen Gewährsleuten eine Kastenuhr ("Regulator", ca. 80 x 30 x 20 cm). Die an der Vorderseite eingefügte Tür sowie die beiden Schmalseiten waren verglast. Als Verzierung hatte der Uhrmacher auf dem Gehäuse einen geschnitzten Vogel angebracht. N 4 und N 5 besaßen außerdem einen Wecker, den sie in der Küche und im Schlafraum benutzten.

In der Nähe des Fensters hing ein Spiegel (ca. 50 x 30 cm). Bei N 1 und N 3 war seine Unterkante auf zwei in der Wand befestigte Holzhaken gesetzt. Die Oberkante wurde durch eine ca. 20 cm lange Kordel gehalten, so daß der Spiegel mit seiner oberen Hälfte schräg von der Wand abgestellt war und sich dem Betrachter zuneigte.

Als Lesegut bezog N 1 schon vor dem 1. Weltkriege täglich die "Trierer Landeszeitung" und samstags das "Paulinusblatt" (Trierer Bistumsblatt). Die übrigen Gewährsleute folgten der Großbauernfamilie auch in dieser Hinsicht erst mit bemerkenswertem zeitlichen Abstand. Jedoch bezogen alle Familien 1 - 2 Jahreskalender ("Michaelskalender", "Hinkender Bote", "Rheinischer Hausschatz" u. ä.). Bücher waren vor 1930 in keiner Familie vorhanden, es gab auch keine besondere Vorrichtung zum Aufbewahren des Schrifttums. Geld, Schmuck, Urkunden und ähnliche Wertsachen lagen - wenn überhaupt vorhanden - in einem Schränkchen oder in einer Kassette im Elternschlafzimmer.

Um 1914 erwarben die Gewährspersonen N 2, 4 und 5 erstmals eine Nähmaschine, sie war ihnen von einem Trierer Händler angeboten worden. Die Hausfrau stellte sie in der Stube in die Nähe des Fensters. Die Handarbeitsutensilien befanden sich im Stubenschrank, bei N 4 in einem besonderen Handarbeitskasten.
Wie bereits erwähnt, hing in der Stube über dem Tisch eine "Zuglampe", deren Petroleumbehälter aus Glas bestand. N 2 hatte außerdem in der "Guten Stube" eine Tischlampe mit einem Marmorfuß. Während des 1. Weltkrieges benutzten alle Gewährsleute auch Karbidlampen. Kerzen wurden selten gebraucht, da sie "teurer als Petroleum" (N 5) waren. Sie dienten fast ausschließlich religiösen Zwecken. Man erwarb sie bei einem fahrenden Händler, ließ sie bei einer Wallfahrt weihen und verwendete sie dann bei Prozessionen oder bei einer Totenwache.

Das Tischgeschirr für die Werktage bestand während der Jugendjahre der Gewährsleute durchweg aus Steingut. Im allgemeinen waren einige Schüsseln, eine Suppenterrine sowie für jeden Familienangehörigen ein Suppenteller vorhanden.
Außer N 1 konnten alle Gewährspersonen genaue Auskunft auf die Frage nach der Anzahl der Geschirrteile geben. An Festtagen benutzten alle Familien seit etwa 1900 nur Porzellangeschirr, das mit einem schmalen Goldrand verziert war. Meist war ein Service für zwölf Personen vorhanden. Auch das Kaffeegeschirr bestand früher aus Steingut. An Werktagen wurden lediglich Tassen verwendet. Für die Festtage erwarb man ein Service mit pastellfarbenen Blümchen. Die Kuchenteller bestanden aus Steingut oder aus Glas. Bei N 1, 2 und 4 standen im Schrank auch Tassen mit der Aufschrift "Dem Vater" bzw. "Der Mutter" sowie "Zur Erinnerung an die 1. Hl. Kommunion".
Z w e i t e S t u b e: Ursprünglich hatten alle Häuser nur eine Wohnstube. Eine Ausnahme bildeten einige neuere Gebäude, zum Beispiel das Haus der Gewährsfamilie N 2, gebaut 1910. Es enthielt außer der.bereits erwähnten "Kleinen Stube" noch eine "Gute" oder "Große Stube" (4,35 x 4,00 m). Sie wurde nur an Festtagen benutzt und durfte in der Zwischenzeit von den Kindern nicht betreten werden (vgl. Abb. 4).

Als Sitzgelegenheiten dienten in diesem Raume ein Sofa und sechs lackierte Stühle, die an dem relativ schweren Eichentisch (ca. 180 x 75 cm) standen. Das Festtagsgeschirr stand in einem viertürigen Wandschrank (ca. 180 x 120 x 40 cm), die beiden Türen des Oberteils waren verglast und mit Scheibengardinen bespannt. Über dem Sofa hing eine Uhr ("Regulator"). Um 1918 wurde zusätzlich eine Nähmaschine in die Stube gestellt.
Zusammenfassend kann gesagt werden: Die Untersuchungsergebnisse in Neidenbach müssen zwar unter dem Aspekt der dortigen Sandsteinproduktion gesehen werden, gelten aber m. E. auch für Orte mit gleicher oder ähnlicher Wirtschaftslage.

Die Bauernhöfe sind aus Stockbetrieben mit Anerbenrecht hervorgegangen. Die Arbeiter bauten anfangs wie die Landwirte, erst ab ca. 1925 errichteten sie die Wohn- und Wirtschaftsgebäude getrennt voneinander. Gewerbliche Hausstellen sind bereits um 1820 nachgewiesen.

Ursprünglich dominierte in Neidenbach das Breitgiebelhaus. Es ist seit mindestens 150 Jahren durch das zweigeschossige steinerne Quereinhaus verdrängt und heute nur noch in völlig umgewandelter Form anzutreffen. Nach 1950 erfolgte bem Hausbau eine Angleichung an städtische Konzeptionen, so daß eine gewisse Uniformierung nicht zu übersehen ist. Zum Bau der Häuser wurde bis vor wenigen Jahren nur heimisches Material verwendet. Schon aus diesem Grunde konnten die Steinbruchbesitzer die größten Wohngebäude errichten.
Sämtliche Werktagsmahlzeiten wurden in der Küche eingenommen, sie galt bei allen Berufsschichten als der eigentliche Hauptwohnraum. Die Stube wurde bei den Landwirten nur an Festtagen benutzt und durfte in der Zwischenzeit höchstens in Ausnahmefällen betreten werden. Auch Angehörige anderer Berufsschichten hielten sich selten in der Stube auf, durften sie jedoch jederzeit benutzen. Wohl auch aus diesem Grunde blieb die überlieferte Möblierungsform bei den Bauern länger erhalten als bei den klein- und nichtbäuerlichen Schichten.

Ahnliche Unterschiede erkennen wir beim Umfang der Ausstattungsstücke. Die Landwirte und Unternehmer hatten zum Beispiel wesentlich mehr Kleininventar als die Steinhauer, obwohl die bäuerliche Kultur jahrhundertelang das erstrebenswerte Vorbild der Arbeiterschicht war. Bei allen Sozialschichten gingen jedoch die Einrichtungsgegenstände über die unbedingt notwendige Anzahl hinaus.

Alle modernen Maschinen und Geräte wurden zuerst von den Bauern erworben. Die übrigen Familien folgten mit großem zeitlichen Abstand, kauften dann aber schon verbesserte und neuere Maschinen als die Landwirte.

Wir können auf Grund der Erhebung die Theorie Otto Lauffers bestätigen, alle Bauemstuben in einem bestimmten Gebiet hätten die gleiche Ausstattung, weil sich der Kulturhorizont aller Bauern einer Gegend fast völlig decke. Wir müssen darüber hinaus feststellen, daß diese Behauptung für Neidenbach auch auf die Berufsgruppe der Steinhauer zutrifft.
Außer sozialen sind auch zeitliche Unterschiede bei der Ausstattung der Hauptwohnräume in Neidenbach erkennbar. Bis um 1900 änderte sich vor allem die Einrichtung der Küche, wo zum Beispiel die offenen Feuerstellen beseitigt wurden. Zwischen der Jahrhundertwende und 1914 konnten nur die wichtigsten Anschaffungen vorgenommen werden, und zwar fast nur von bäuerlichen Familien. Auf die Zeit völligen Stillstandes während des 1. Weltkrieges folgten zwei Jahrzehnte, in denen die Gewährsleute sämtliche Barmittel zum Erwerb neuer Geräte oder ergänzenden Inventars verwendeten. Nach 1950 wandelten sich die Wohnsitten völlig und glichen sich - verbunden mit einer zunehmenden Nivellierung - den städtischen Verhältnissen an.

Quellenangabe: Festschrift Matthias Zender, 1970

 



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